Eigentlich wollten wir euch in diesem Beitrag Tipps für ein ökologisches Osterfest geben. Dann ist uns aber klargeworden, dass man das umweltschonende Osterfeiern gar nicht mehr neu erfinden muss: Denn die Art und Weise wie unsere Großeltern vor 60 Jahren Ostern gefeiert haben, ist nach wie vor ungeschlagen, was Nachhaltigkeit angeht. Wir möchten euch daher auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen, und zwar zum Osterfest vom Jahre 1960, so wie es Theresia und Romana, zwei Bäuerinnen aus der Oststeiermark – damals noch als junge Mädchen – erlebt haben.
„Ein rotes Ei und ein paar Zuckerl“
Theresia erinnert sich noch gut an die kleinen Geschenke, die sie als Mädchen zu Ostern bekommen hat. Keine Geschenke im heutigen Sinn – ein Fahrrad oder ein Buch als Ostergeschenke waren damals noch nicht üblich. Stattdessen gab es von der „Godl“ (also der Taufpatin) ein rotes Ei und manchmal sogar ein paar Zuckerl.
Auf dem Bergbauernhof von Theresia hatte sich auch das Ostereier-Suchen noch nicht durchgesetzt, in Romanas Familie hingegen schon: „Das war immer eine Riesengaudi. Unsere Mutter hat uns auch immer einen Schoko-Osterhasen ins Körberl gelegt. In der Hinsicht waren wir wahrscheinlich moderner als andere Familien.“ Auch für Theresia gab es schon kleine Ostereier aus Schokolade, die damals für sie etwas ganz Besonderes waren – denn Süßigkeiten gab es zu anderen Zeiten im Jahr so gut wie gar keine.

Das traditionelle rote Osterei fand man auch damals schon im Osternesterl.
Das Ende der Fastenzeit
So wie Süßes war auch Fleisch früher eine Festtagsspeise. Der Freitag war deshalb das ganze Jahr über ein Fasttag, an dem kein Fleisch gegessen wurde. In der Fastenzeit wurde dann überhaupt für 40 Tage ganz auf Fleisch verzichtet. In dieser Zeit kamen bei Romana und Theresia hauptsächlich Ackerbohnen, Sauerkraut und saure Suppe auf den Tisch – und alles natürlich mit Lebensmitteln aus dem eigenen Garten.
Ganz streng ging es am Karfreitag zu, erzählt uns Romana: „Zu Mittag gab es einen sauren Bohnensalat oder eine saure Suppe und generell haben die Leute an diesem Tag so wenig wie möglich gegessen.“ Am Samstag um 11 Uhr vormittags war die Fastenzeit dann vorbei und es gab einen Sterz zu Mittag – aber noch immer kein Fleisch.

Der eigene Gemüsegarten versorgt die Familien das ganze Jahr über.
Die Osterjause – regional und geweiht
Erst am Ostersonntag lag dann das gute „Weichfleisch“ auf dem Teller. Dabei handelt es sich um geselchtes Fleisch, das vorher in der Kirche geweiht („geweicht“) wurde. Dazu gab es schwarzes Brot bei Romana und selbstgemachtes Weißbrot bei Theresia, sowie Kren aus dem Garten und Eier von den eigenen Hennen. Käse oder Wurst waren damals noch nicht üblich und auch das „Weichfleisch“ wurde nicht gekauft, sonder kam aus dem eigenen Stall.
Eine spezielle Zutat zur Osterjause waren die „Antlasseier“, also Eier, die am Gründonnerstag gelegt wurden: Diese wurden nicht gefärbt, sondern in der Kirche geweiht und dann am Ostersonntag gegessen. Und damit auch die Tiere merkten, dass die Fastenzeit vorbei war, gab es auch für sie ein geweihtes Brot am Ostersonntag.
Aktives Osterfest
Den Brauch vom Eierfärben kennt Theresia schon aus ihrer Kindheit – „sogar die gleichen Eierfarben haben wir damals gehabt“, schmunzelt sie. Auch der Kirchgang zu Ostern war damals nicht nur Tradition, sondern beinahe schon Pflicht. „Kirchgang“ hier übrigens im wahrsten Sinne des Wortes. Ob sie denn wirklich zu Fuß zur Kirche gegangen ist? „Ja sicher!“, lacht Theresia. „Am Gründonnerstag war es anfangs noch nicht üblich, das kam dann erst mit der neuen Liturgie. Aber am Karfreitag auf jeden Fall und auch sonst zu jedem Feiertag. Eine Stunde waren wir da immer unterwegs und am Ostersamstag gab es zur Auferstehungsfeier auch noch eine Prozession.“
Auch Romana erinnert sich an viel Bewegung zu Ostern: „Da gab es immer das ,Gräterlaufen‘ – ein lustiges Spiel mit Abfangen, damit haben wir als Jugendliche viel Zeit verbracht.“ Sowieso waren die Kinder damals sehr viel draußen, erzählt Theresia.

Genau wie der Osterhase sind alle Kinder nach wie vor am liebsten im Freien! Hoffen wir auf ein schönes Oster-Wetter.
Ein Fest mit vielen Traditionen
Ein weiterer Brauch, der sich bis heute gehalten hat, ist das Weihfeuer-Tragen. Dabei gehen Kinder von Haus zu Haus und geben Kohlen weiter, die vorher bei der Kirche geweiht wurden. „Früher sind aber nur die Buben Weihfeuertragen gegangen“, betont Theresia. Auf dem geweihten Feuer wurde dann immer das „Weichfleisch“ zubereitet. Auch das Osterfeuer war schon damals ein Brauch, bei dem sich das ganze Dorf getroffen hat. Nach der Fastenzeit, in der die jungen Leute nicht feiern gehen durften, war das Osterfeuer eine willkommene Abwechslung.
Eine weitere Tradition, die sich bis heute bewährt hat, ist die Palmbuschenweihe am Palmsonntag. Die geweihten Palmzweige wurden dann am Acker aufgesteckt. „Für ein fruchtbares Jahr“, verrät uns Romana.

Aus den Zweigen werden Sträuße gebunden, die anschließend geweiht werden.
War also früher alles besser? Ja und nein, finden wir. Einerseits sind viele nachhaltige Gewohnheiten von früher heute einfach nicht mehr denkbar (z. B. eine Stunde zu Fuß irgendwo hinzugehen). Trotzdem könnten wir uns auf einiges auch wieder zurückbesinnen – über einen fleischfreien Freitag, zum Beispiel, würde sich die Umwelt sicher freuen. Doch egal wie ihr dieses Jahr Ostern feiert – wir wünschen euch auf jeden Fall frohe Feiertage!